Wissenswertes rund um die Ausbildung

Sie fangen gerade an, sich mit dem Thema Ausbildung zu beschäftigen? Oder Sie befürchten, dass Ihr Kind keinen Ausbildungsplatz findet oder seine Ausbildung abbricht? Dann finden Sie hier einen Überblick über die wichtigsten Ausbildungsmöglichkeiten und unterstützenden Maßnahmen für Ihr Kind – vor oder während der Ausbildung.


Die betriebliche, d. h. duale Ausbildung ist eine der bekanntesten und beliebtesten Ausbildungsmöglichkeiten. Die Ausbildung findet vorwiegend im Betrieb statt, abwechselnd mit z. B. 1-2 Tagen Berufsschule wöchentlich oder Blockunterricht in zusammenhängenden Zeiträumen von mehreren Tagen oder Wochen. Demgegenüber stehen schulische Ausbildungsberufe, für die der Auszubildende vorwiegend eine Fachschule besucht, während der praktische Teil der Ausbildung meist über Praktika ergänzt wird. Je nachdem, wie leicht Ihrem Kind das Lernen und Stillsitzen fällt, kann auch eine schulische Ausbildung in Frage kommen. Vielen ADHSlern kommt jedoch eine betriebliche Ausbildung mit hohem Praxisanteil entgegen. Insbesondere Jugendliche des hyperaktiven Typs sind z. B. bei vielen handwerklichen Ausbildungen gut aufgeboben, bei denen sie ihren Bewegungsdrang einbringen können. Die meisten dualen oder schulischen Ausbildungen dauern etwa 3 Jahre. Allerdings gibt es auch einige Ausbildungsgänge mit 1- und 2-jähriger Ausbildung wie z. B. Altenpflegehelfer/in (landresrechtlich geregelte schulische Ausbildung 1 bis 2 Jahre) oder Fachkraft für Metalltechnik (2-jährige duale Ausbildung). Neben dem Ausbildungsangebot von (Fach-)Schulen, Betrieben und Unternehmen bieten auch der Öffentliche Dienst einschließlich der Bundeswehr Ausbildungsmöglichkeiten an. Die Berufs- bzw. Reha-Beratung Ihrer Agentur für Arbeit hilft Ihnen auch hier gerne weiter. Einen Überblick über Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt bietet der Ausbildungsmarktradar der Agentur für Arbeit. Auf der interaktiven Deutschlandkarte können sich Nutzer für ihren Wunsch-Ausbildungsberuf die Anzahl der verfügbaren Ausbildungsplätze und die Anzahl der Bewerber, aufgeteilt nach Bundesland, anzeigen lassen. Gut zu wissen: Ist Ihr Kind bei Ausbildungsbeginn noch minderjährig, müssen Sie als Erziehungsberechtigte/r den Ausbildungsvertrag mit unterschreiben. Unter Nützliche Links finden Sie Linktipps zu weiterführenden Informationen zum Thema Ausbildung.

Mit dem Abitur in der Tasche steht Ihrem Kind die Möglichkeit zu studieren offen: Neben den klassischen Studiengängen an Universitäten und anderen Hochschulen wird das duale Studium immer beliebter. Das duale Studium kombiniert das Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit der Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen. Das heißt, es findet an einer Hochschule und in einem Betrieb statt. Da es sich gegenüber klassischen Studiengängen durch einen höheren Praxisbezug und klar vorgegebene Strukturen auszeichnet, kann es sich für ADHSler lohnen, diese Studienalternative genauer zu betrachten. Gut zu wissen: Ein duales Studium stellt dennoch hohe Anforderungen an die Flexibilität und die Zeitplanung.

Für die berufliche Qualifizierung junger Menschen, die behindert oder benachteiligt sind, gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Diese sind abgestimmt auf den individuellen Bedarf. Hierbei kann es sich um berufsvorbereitende Maßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder die Möglichkeit der Förderung einer Ausbildung handeln. Im Beratungsgespräch in der Agentur für Arbeit werden deshalb gemeinsam mit Ihrem Kind (und Ihnen als Eltern) Förderangebote abgestimmt und so betriebsnah wie möglich umgesetzt. Nur so kann der berufliche Einstieg gut gelingen.
Sprechen Sie die Agentur für Arbeit direkt an, wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind aufgrund seiner ADHS sowie ggf. zusätzlicher Lernschwächen wie Legasthenie oder Dyskalkulie benachteiligt sein könnte und keinen oder nur einen sehr schlechten Schulabschluss machen wird. Liegen bereits Gutachten vor, so bringen Sie diese am besten zu dem Gespräch mit.
Der Berufsberater der Agentur für Arbeit wird unterstützend zur Einschätzung der Einschränkungen den Ärztlichen Dienst oder den Berufspsychologischen Service einschalten. Diese Fachdienste können Hinweise auf einen möglichen Rehabilitationsbedarf konkretisieren. Geben die vorliegenden Gutachten der Fachdienste Anhaltspunkte, dass Ihr Kind zur Teilhabe am Arbeitsleben Unterstützung benötigt, wird die Betreuung durch das Reha-Team übernommen.
Übrigens: ADHS und ADS zählen wie Legasthenie und Dyskalkulie zu den von der WHO (World Health Organisation) anerkannten Teilleistungsschwächen.

Ist Ihr Kind nicht mehr schulpflichtig und hat es keinen Ausbildungsplatz gefunden, können BvB seine Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen. Berufs(ausbildungs)vorbereitende Maßnahmen sind qualifizierende Angebote der Bundesagentur für Arbeit für junge Menschen wie z. B. das Schulische Berufsgrundbildungsjahr, das Berufsvorbereitungsjahr oder die Einstiegsqualifizierung. Welche Möglichkeiten es für Ihr Kind gibt, hängt von den schulischen Angeboten der Länder ab. Übernommen werden die Kosten der BvB von (berufsbildenden) Schulen, der Jugendhilfe sowie der Bundesagentur für Arbeit. Ob und unter welchen Voraussetzungen Ihr Kind eine solche Maßnahme erhalten kann, erfahren Sie beim zuständigen Berufsberater Ihrer Agentur für Arbeit.

Wenn Lernschwierigkeiten, schlechte Noten oder andere Probleme den Ausbildungsabschluss Ihres Kindes gefährden, kommen ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) als Unterstützung in Frage. Dazu gehören z. B. Nachhilfe in Theorie und Praxis, Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, Nachhilfe in Deutsch, Unterstützung bei Alltagsproblemen oder vermittelnde Gespräche mit Ausbildern, Lehrkräften und Eltern. abH unterstützen Azubis dabei, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen und sind kostenfrei. Ob Ihr Kind die Möglichkeit hat, an einer abH teilzunehmen, erfahren Sie bei der Berufsberatung bzw. beim Reha-Team Ihrer Agentur für Arbeit. Am besten bringen Sie gleich folgende Unterlagen mit: den Ausbildungsvertrag, das aktuelle Berufsschulzeugnis, das Abschluss-Zeugnis der letzten Schule, den Lebenslauf Ihres Kindes sowie sofern vorhanden ein medizinisch-psychologisches Gutachten zu ADHS und ggf. anderen Lernstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten.

Eine weitere Möglichkeit, Ihr Kind während der Ausbildung zu unterstützen, sind Jobpaten oder Ausbildungsbegleiter. Dabei handelt es sich meist um ehrenamtlich tätige Erwachsene. Sie stehen jungen Menschen während ihrer Ausbildung mit Rat und Tat zu Seite und helfen ihnen über Schwierigkeiten hinweg. In Deutschland gibt es zahlreiche gemeinnützige Initiativen, Vereine und Stiftungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf zu begleiten. Gerade viele größere ausbildende Unternehmen arbeiten mit Jobpaten zusammen. Je nach Organisation können sie auch anders heißen, z. B. Jobcoach oder Ausbildungspaten. Eine der bekanntesten Initiativen nennt sich VerA. Das Buchstabenkürzel steht für Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. VerA ist eine Initiative des Senior Experten Service (SES) gemeinsam mit Industrie-, Handwerks- und freien Berufsverbänden. SES ist die größte Ehrenamtsorganisation für Fach- und Führungskräfte in Deutschland. Auf Wunsch stellt SES Azubis erfahrene „Senior Experten und Expertinnen“ als Ausbildungsbegleiter bzw. Mentor an die Seite. Auch ADHS-Selbsthilfegruppen und -verbände können Ansprechpartner zum Thema Jobpaten sein. Unter Nützliche Links finden Sie Linktipps zu weiterführenden Informationen zum Thema Jobpaten.


ADHS-Ausbildungskompass

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