Was ist AD(H)S?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Von ADHS können Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene betroffen sein. Fehlt das Merkmal der Hyperaktivität, so spricht man von Aufmerksamkeitsdefizitstörung, kurz ADS. Der Einfachheit halber fassen wir alle Typen unter ADHS zusammen. Zu den typischen Symptomen der ADHS gehören starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, stark impulsives Verhalten sowie ausgeprägte körperliche Unruhe und vermehrter Bewegungsdrang (Hyperaktivität bei ADHS). Im Folgenden haben wir für Sie einen Überblick zum Thema ADHS zusammengestellt:


ADHS ist keine Modeerkrankung. Sie tritt in allen Kulturen und Gesellschaften weltweit auf. In Deutschland sind etwas sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen – Jungen häufiger als Mädchen. Als Ursache der ADHS gilt eine vorwiegend genetisch bedingte Regulationsstörung des Gehirns, die zu Problemen bei der Informationsverarbeitung führt. Dabei kann das Gehirn einströmende Reize nicht angemessen verarbeiten und der betroffenen Person fällt es schwer, Informationen sinnvoll zu sortieren und zu gewichten. Oder anders ausgedrückt: Das Gehirn eines ADHSlers ist „reizoffener“, sodass z. B. Hintergrundgeräusche nicht einfach ausgeblendet werden können, sondern ablenken. ADHS kann unter anderem mit Medikamenten gut behandelt werden.

Menschen mit ADHS fällt es schwer, ihre Aufmerksamkeit lange auf etwas zu richten. Denn auch bei kleinen Ablenkungen richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf den neuen Reiz. Die Folge sind starke Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit und Sprunghaftigkeit. Außerdem haben die Betroffenen oft Probleme damit, Wissen gezielt abzurufen. Dies kann bei Kindern zu Schulproblemen und bei Erwachsenen zu Problemen auf der Arbeit führen. Sie vergessen viel, machen Flüchtigkeitsfehler oder sind trödelig – viele Betroffene bleiben so trotz guter Intelligenz weit unter ihren Möglichkeiten. Aufgrund ihrer Aufmerksamkeitsprobleme haben Menschen mit ADHS Schwierigkeiten mit monotonen oder für sie langweiligen Arbeiten. Dazu gehört auch das Abarbeiten von Details, bei denen es auf Genauigkeit und Durchhaltevermögen ankommt.

Zu den Stärken der ADHSler gehört jedoch die Gabe des Hyperfokussierens. Damit ist eine spezielle Art der Konzentration gemeint, zu der ADHSler unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage sind. Denn begeistern oder interessieren sich ADHSler für eine Sache, können sie sich ausdauernd und sehr intensiv darauf konzentrieren. Auch kleinste Details entgehen ihnen dann nicht. So können sie durchaus Höchstleistungen erbringen, während ihnen das Erledigen von einfachen, uninteressanten Dingen oft schwerfällt.

Im Kindesalter fallen die hyperaktiven ADHSler dadurch auf, dass sie nicht Stillsitzen können, herumzappeln, ungefragt aufstehen oder nicht warten können. Im Jugendalter ist die körperliche Unruhe oft weniger stark ausgeprägt. Die Jugendlichen haben meist gelernt, sich besser zu beherrschen. Jedoch können innere Unruhe, Anspannung und das Gefühl, nicht abschalten zu können, vorhanden sein. Das kann sich z. B. im Wippen der Füße oder fortwährendem Herumspielen an etwas äußern. Ungeduld und häufiges Herumlaufen sind ebenfalls typisch, weil langes Sitzen und Ruhe für die Betroffenen schwer auszuhalten sind.

Besonders bei Mädchen zeigt sich die Variante ADS – der sogenannte „unaufmerksame Typ“ ohne Hyperaktivität. Dabei wirken die Betroffenen häufig verträumt, abwesend und uninteressiert. Sie bekommen häufig etwas nicht mit, sind eher unauffällig und neigen dazu, sich schnell zurückzuziehen und zu resignieren.

Mit Affektlabilität ist eine gewisse emotionale Unbeständigkeit der Betroffenen gemeint, mit der auch eine geringe Frustrationstoleranz einhergehen kann. Das heißt, dass sie z. B. schon auf kleinste äußere Begebenheiten emotional heftig und oft überzogen reagieren können. Genauso schnell kann dann allerdings wieder eitel Sonnenschein herrschen. Diese schnellen Stimmungswechsel können den Betroffenen, aber auch ihren Mitmenschen zu schaffen machen. Ein weiteres Thema in diesem Zusammenhang ist ihre Impulsivität. Denn ADHSler neigen dazu, unüberlegt und vorschnell aus dem Bauch heraus zu handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

Menschen mit ADHS fällt es oft schwer, Ordnung zu halten, weil ihnen selbst die Struktur fehlt und sie Probleme damit haben, Wichtiges und Unwichtiges voneinander zu unterscheiden. Stärker als andere Menschen benötigen sie daher klare Regeln und Strukturen, die ihnen Halt geben.

Aufgrund ihrer Offenheit für Reize verfügen viele Menschen mit ADHS über eine sehr gute Auffassungsgabe bei interessanten neuen Aufgaben. Arbeitseinsatz und Spaß an unterschiedlichen Aufgaben zeichnet ebenfalls viele ADHSler aus. Sind die Aufgaben für sie überschaubar, haben sie ein gutes Arbeitstempo und bei Arbeiten, die ihnen gut liegen, können sie erstaunlichen Ehrgeiz entwickeln. Darüber hinaus sind ADHSler oft besonders aufgeschlossen, begeisterungsfähig und hilfsbereit, dabei flexibel und innovativ. Auch sehr kreative, einfühlsame Menschen finden sich häufig in ihren Reihen.


ADHS-Ausbildungskompass

Dein Start in die Berufswelt